Harald Priem. ALLTAGSHELDEN


In seinem Projekt „Alltagshelden“ widmet sich Harald Priem den Dingen, die bei ihm selbst oder anderswo liegenbleiben. Auf seinen Streifzügen durch verlassene oder aufgegebene Orte begibt er sich auf eine ergebnisoffene Spurensuche – ein stilles Forschen nach liegengebliebenen Gegenständen und ihren Geschichten.


Er findet Werkzeuge und Maschinenteile, von denen manche fast ein Jahrhundert alt sind. Sorgfältig gefertigt, robust gebaut, oftmals noch voll funktionstüchtig – und doch aus der Zeit gefallen, weil sie durch kurzlebige Wegwerfprodukte ersetzt werden, die aus qualitativ minderwertigen Materialien gefertigt sind und eine geringe Haltbarkeit besitzen – um den globalen Wegwerfkonsum weiter anzutreiben.


Er entdeckt bei der Nutzung von Einmalverpackungen und Transportsicherungen deren technisch durchdachte, komplex geformte Gestalt – entwickelt für einen kurzen Moment der Funktion, bevor sie entsorgt werden. Ihre Konstruktion und Formgebung besitzen einen unerwarteten ästhetischen Reiz, der in einem eigentümlichen Widerspruch zu ihrer Einsatzdauer steht. Gerade dieses Spannungsfeld zwischen Dauer und Vergänglichkeit, Funktionalität und Achtlosigkeit, Substanz und Oberfläche interessiert Priem bei der künstlerischen Entwicklung dieser Werkgruppe.


Mit zeichnerischer Präzision nähert er sich den Gegenständen an, spürt der einstigen Funktionalität nach, hebt feine Strukturen und Eigenheiten in der Form hervor. Aus diesem nonverbalen Dialog entstehen Zeichnungen, die sich als visuelle Erinnerungen in sein eigenes Gedächtnis einschreiben.


Neben gegenständlichen und freien Zeichnungen entstehen Unikatdrucke, serielle Stempelungen, Frottagen und reliefartige Abdrücke vor Ort – zurückhaltende, aber eindringliche Spuren einer Gesellschaft, die oft vergisst, welchen Wert und welche Schönheit selbst im scheinbar Nebensächlichen steckt.